Dufourspitze – eine stürmische Besteigung

20.04.-21.04.2019

Planung ist das halbe Leben

Nachdem uns bereits zweimal das Wetter die Pläne durchkreuzt hat war es auch dieses Mal nicht ganz einfach. Wollten wir zu fünft eigentlich den Gipfeltag auf den Osterdienstag legen, spielte das Wetter wieder nicht mit. Der einzige Tag, an dem es passen würde, war am Sonntag. Jedoch war die Hütte voll und somit legte ich die Dufourspitze wieder „ad acta“.

Am Karfreitag um 17:30 Uhr dann die Überraschung, waren doch kurzfristig 5 (!!) Schlafplätze frei geworden. Also wurde kurzerhand reserviert und die Sachen gepackt. Christan, Tom und ich vereinbarten mit Degi und Wolfi, uns am nächsten Tag in Zermatt zu treffen und den Zustieg zur Hütte zu starten.

Die Anfahrt

Am Samstag um 03:30 Uhr fuhren wir von Schwaz los, etwa zum Sonnenaufgang überquerten wir die Schweizer Grenze. Kurz vor Andermatt wurde uns jedoch bewusst, dass die ganzen Passstraßen noch nicht frei waren, aber netter Weise leitete uns unser Navigationssystem direkt zu der Autoverladestelle Furka. Ganz gemütlich ging‘s 20 Minuten am Zug durch den Tunnel und anschließend wieder normal auf der Straße weiter.

Das imposante Matterhorn von Zermatt aus gesehe.

In Zermatt angekommen begrüßte uns das Matterhorn im strahlenden Sonnenschein. Die Wartezeit bis zum Eintreffen von Degi und Wolfi nutzen wir, um uns beim Bergführerverein über die aktuellen Bedingungen zu erkundigen. Leider wurde uns hier mitgeteilt, dass unser Aufstiegsroute zur Monte Rosa Hütte über die Bahnstation Rotenboden der Gornergratbahn keine gute Idee ist. Die Spalten am Gornergletscher seien auf diesem Teilstück zu schwer ersichtlich.

Neue Wegvariante

Uns wurde die Variante empfohlen mit der kleinen Matterhornbahn hoch zu fahren, hinter dem Breithorn bis zum Schwarztor zu traversieren, über den Schwärzegletscher abzufahren und dann zur Hütte aufzusteigen. Dies war auch dann der Moment wo sich Unruhe in mir breit machte, mussten wir doch den eigentlichen Plan komplett verwerfen und eine unbekannte Route gehen. Noch dazu bedeutet dies, deutlich später am Gletscher unterwegs zu sein und das sind meiner Meinung nach nicht idealen Faktoren. Christian rief daraufhin bei der Hütte an, der Hüttenwirt meinte aber, dass die aktuellen Verhältnisse für so einen späten Aufbruch noch in Ordnung sind.

Am Breithornplateau angekommen, blies uns ein eisiger Wind um die Nase. Die Querung bis zum Schwarztor war unproblematisch, der Wind lies nach und die Sonne strahlte. Die Abfahrt zum Gornergletscher war zu Beginn noch ein Genuss, aber ab ca. 2600m Höhe war der Schnee schon sehr sulzig.

Die Doufourspitze in all ihrer Bracht. Die zahlreichen Gletscherspalten sind von unten schon gut ersichtlich.

Der Schlussanstieg zur Hütte führte uns dann durch sehr spaltenreiches Gelände, weshalb wir uns entschlossen haben am Seil zu gehen. Bei strahlendem Sonnenschein trafen wir um 17 Uhr auf der Monte Rosa Hütte ein. Am Abend gab es noch ein wirklich leckeres Abendessen. Mit vollem Magen und müde vom Tag legte ich mich kurz danach schlafen.

Guten Morgen

Um vier Uhr morgens starteten wir mit einem Frühstück. Wie immer konnte ich nur mit Zwang etwas essen, wahrscheinlich trägt die Aufregung ihres dazu bei.

Mit Harscheisen bewaffnet gings um kurz vor fünf los. Am ersten steileren Stück konnten wir dann ein paar Dufourspitze-Aspiranten überholen und zogen in einem guten Tempo weiter.

Bei Sonnenaufgang verzauberte mich das Schauspiel am Matterhorn. Zeigte sich die Sonne zwar nur kurz, reichte dies aber aus, um der Spitze des Matterhornes eine intensive rosa Färbung zu verpassen.

Das Matterhorn mit rosarotem Gipfel.

Weiter oberhalb mussten wir dann einen Weg durch Gletscherspalten finden. Das Wetter schien auch schlechter zu sein als angekündigt, denn immer wieder bliesen kalte Böen über uns hinweg. Kurz vor dem Westgrat spürte ich auch die Höhe immer mehr. Jeder Schritt war schwerer als der vorhergehende und ich hatte eine Pause dringend nötig.

Der finale Anstieg

Am Schidepot angekommen legten wir uns die Steigeisen an und stiegen über die erste Firnrampe empor. Die anschließende Blockkletterei gestaltet sich technisch nicht schwierig, aber die Exposition hat deutlich zugenommen, links geschätzte 100 Meter freier Raum und rechts in etwa das doppelte. Nach der anschließenden zweiten Firnrampe glaubte ich schon es geschafft zu haben, jedoch erstreckt sich eine weitere Blockkletterei mit der Schlüsselstelle kurz vor dem Gipfel vor uns.

Nach kurzer Wartezeit aufgrund von entgegenkommenden Seilschaften näherten wir uns endlich dem höchsten Punkt der Schweiz. Die letzten paar Meter durch einen Kamin sind mit einem Fixseil entschärft und so standen wir fünf nach 6,5 Stunden erfolgreich am Gipfel der Dufourspitze. Wir verweilten aber nur für ein kurzes Foto, denn der Wind hatte wieder zugenommen und das Wetter verschlechterte sich deutlich.

Gipfelglück auf 4634 m. Von links nach rechts: Tom, ich, Christian Degi und Woifi.

Ein Stum kommt auf

Während des Abstieges bemerkte ich dann, dass ich zwei meiner Fingerkuppen nicht mehr spürte. Etwas besorgt versuchte ich sie mittels Reibung wieder aufzuwärmen. Für die Kletterei hatte ich nämlich auf die dünnen Handschuhe gewechselt, um mich besser an den Griffen festhalten zu können. Erst etwa eine viertel Stunde später kehrte das Gefühl in beide Finger komplett zurück. Als wir dann den ersten Firngrat erreichten, wurde der Wind immer stärker. Nun peitschten Böen von geschätzten 80 km/h über uns hinweg. Teilweise musste ich mich fast hinlegen, um nicht davon erfasst zu werden.

Immer wieder versuchte ich zurück zu den anderen zu blicken, aber jedes Mal wehte es mir scharfe Eiskristalle ins Gesicht. Die Situation spitzte sich zu, befanden wir uns doch noch mitten am Grat auf über 4400 Meter. Wir versuchten so schnell wie es ging abzusteigen, aber bei jedem weiteren Windstoß mussten wir uns gut festhalten, um nicht von Grat geblasen zu werden. Wenn möglich kroch ich am Grat entlang, um eine geringere Angriffsfläche zu bieten und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir alle endlich das Schidepot. Sichtlich erleichtert wechselten wir zurück auf die Schi und starteten die Abfahrt. Je weiter wir nach unten kamen, desto besser wurden die Bedingungen wieder. Der Wind lies nach und die Sonne kehrte zurück.

Die Abfahrt

Die Abfahrt zur Monte Rosa Hütte war für mich auch nochmal ein Kraftakt. Da das Gelände sehr uneben war, musste ich viel mit meinen müden Füßen ausgleichen. Immer wieder spürte ich die Überlastung meiner Muskulatur und machte öfter kurze Pausen. Endlich zurück auf der Hütte angekommen, gönnten wir uns eine Rast und verstauten alle Gegenstände wieder im Rucksack, die wir am Schlafplatz zurückgelassen haben.

Im Hintergrund sieht man die bereits wolkenverhangene Dufourspitze. Von links nach rechts: Woifi, Tom, ich, Christian und Degi.

Im nun stark aufgeweichten Schnee gings weiter dem Gletscher entlang und durch die Gornerschlucht hinaus. Ein Blick zurück zeigte die Dufourspitze jetzt wolkenverhangen. Die angekündigte Schlechtwetterfront für Sonntagabend schien doch früher zu kommen als gedacht. Die Abfahrt durch die Schlucht war für mich noch ein absolutes Highlight. An den engsten Stellen ist die Schlucht vielleicht 5 Meter breit, immer wieder quert man über Schneebrücken den Gletscherbach. Zum Ende hin mussten wir nochmals 50 hm ins Schigebiet aufsteigen und von dort konnten wir die letzten 400 hm bis nach Zermatt abfahren.

Nach einer Stärkung in einer Pizzeria in Zermatt traten wir auch gleich die Heimreise an. Am Ostermontag um 1 Uhr Früh waren wir wieder zu Hause. Somit haben wir innerhalb von 48 Stunden die Anreise in die Schweiz, das Besteigen des höchsten Berges der Schweiz und die Heimreise geschafft. Sehr zufrieden und erschöpft lies ich mich daheim ins Bett fallen.

© Barbara Saxl (Mai 2019)

Wolfgang Laimer
Degenhard Angerer
Thomas Reichart
Christian Bendler

4 Antworten auf „Dufourspitze – eine stürmische Besteigung“

  1. Kompliment ihr habt eine extreme Leistung hingelegt. Ihr seid eine tolle Truppe mit starkem Teamgeist. Auch bedanke ich mich für die ausführliche Dokumentadion. Danke liebe Barbara für das Teilhaben der Besteigungsinformation. Super!!!!👋

    1. Hallo Elfriede,
      Vielen herzlichen Dank! Es freut mich sehr zu lesen, dass dir mein Beitrag so gut gefällt. Das motiviert mich weiter zu machen! 🙂

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