Madeira – eine Reise zu zweit und doch schon zu dritt

Christian und ich wollten nochmals eine kleine Reise wagen, bevor unser Sohn auf die Welt kommt. So planten wir in meiner 25. Schwangerschaftswoche noch einen Urlaub auf Madeira. Da meine Schwangerschaft komplikationsfrei verlief, war dies die ideale Zeit für mich. Der Bauch war noch nicht zu groß und die anfänglichen Beschwerden alle verschwunden. So traute ich mir einen 4-stündigen Flug ohne Weiteres zu.

Madeira ist eine sehr bergige Insel mit unzähligen Wandermöglichkeiten

Als Unterkunft suchten wir uns eine kleine Quinta oberhalb von Funchal aus. Mit nur wenigen Zimmern, einem schönen Garten mit Pool, die ideale Unterkunft. (Quinta da Moscadinha – inspired by tradition) Ein Hotel direkt am Strand kam für uns nicht in Frage, da wir sowieso mit einem Auto unterwegs waren und es kaum Strände auf Madera gib, die sich wirklich zum Baden eignen.

Ponta de Sao Lourenco

Als erste Erkundung auf der Insel wanderten wir zur Ponta de São Lourenço. Dies ist die Halbinsel im äußersten Osten und steht im starken Kontrast zur restlichen Insel. Madeira ist als Insel des ewigen Frühlings bekannt, die Halbinsel jedoch ist rauer, trockener und man findet nur karge Vegetation.

Relativ zu Beginn des Wanderweges kann man unten rechts auf einen kleinen schönen Strand abzweigen.

Am besten startet man hier am frühen Vormittag, wenn man nicht von Menschenmassen überrannt werden möchte. Entlang des Wanderweges gibt es einige schöne Aussichtspunkte. Auf jeden Fall sollte man nicht den Letzten auslassen, der kurze steile Anstieg hinter dem Sea Sport Cafe gibt einen wunderbaren Ausblick auf das Meer und die Insel Porto Santo frei.

Christian und ich am letzten Aussichtspunkt, ein weiterwandern ist von diesem Punkt zu Fuß nicht mehr möglich.

Levada-Wanderungen, die Hochebene und Miradouro Lombo do Mouro

Auf Madeira hat man die Qual der Wahl zwischen zig Levada-Wanderungen. Levada’s sind künstlich angelegte Wasserläufe, um das Wasser zu niederschlagsärmeren Bereichen zu leiten.

Unsere Wahl fiel auf den „Levada 25 Fontes“. Wir starteten am Vormittag und hatten wieder großes Glück. Es waren gerade kaum Leute unterwegs und so hatte ich in Ruhe Zeit zu fotografieren und wir mussten kaum anderen Personen ausweichen. Auch bei den Wasserfällen war es möglich diesen Ort zu genießen und die frechen Buchfinken zu füttern.

Es rentiert sich auch immer wieder kleine Umwege auf den Fahrten zu den Zielpunkten einzuplanen. Die Straßen auf Madeira sind in einen guten Zustand, sie führen meist steil bergauf und ab oder durch unzählige Tunnels. Am Rückweg wählten wir die Straße über die Hochebene Paul da Serra. Dies ist eine der längsten geraden Straßen Europas und scheinbar kann man diese nur mit viel Glück wolkenfrei genießen, Christian und ich sind wohl Glückspilze auf dieser Reise! Ein Zwischenstopp beim Miradouro Lombo do Mouro ist empfehlenswert. Auf der einen Seite wunderschöne gelb blühende Berghänge und zur anderen ein weiteres schönes Fotomotiv mit einer Haarnadelkurve.

Der Vogelbalkon, eine Ruine, Santana und eine Aussicht wie auf Hawaii

Eine kurzweilige Wanderung verspricht der Weg zum Vogelbalkon. Auch hier ist ein Start am frühen Vormittag zu empfehlen, um noch vor den Reisebussen vor Ort zu sein. Entlang einer Levada führt der Pfad zum besagten „Balkon“. Hier genießt man einen wundervollen Blick auf das Tal Ribeira da Metade. Dies ist auch ein idealer Ort, um die heimische Vogelwelt zu beobachten. Auch Buchfinken findet man hier wieder einige, die sich gerne von den Touristen füttern lassen.

Leider konnten wir nur jede Menge Touristen und Buchfinken beobachten. Jedoch der Ausflug rentiert sich trotzdem wegen der schönen Aussicht.

Ein weiteres Ausflugsziel an diesem Tag war die Ruine Sao Jorge. Der Zuckerrohranbau in Madeira geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Bei der Ruine handelt es sich um die Überreste der Zuckerrohrmühle. Direkt anschließend befindet sich ein abgelegener Strand mit rundgeschliffenen Steinen. Auch eine kleine Süßwasserlagune im Flussbett mit viele Fröschen lässt sich dort auffinden.

Die Ruine der Zuckerrohrmühle

Zwölf Fahrminuten von Sao Jorge entfernt befindet sich das Städtchen Santana. Dort kann man die Casas Tipicas de Santana bewundern. Es handelt sich hierbei um traditionelle Steinhäuschen mit einem fast bis zum Boden reichendem reetgedeckten Giebeldach.

Die Häuschen sind natürlich als Touristenattraktion hergerichtet, im Innern gibt es Souvenirs zu kaufen.

Ein weiteres „Must see“ in dieser Gegend ist jedenfalls der Crane View Point. Spätestens an diesem Ort versteht man, warum Madeira den Beinamen „Hawaii von Europa“ hat. Dieser Aussichtspunkt befindet sich direkt rechts von einem Parkplatz. Auf der linken Seite beeindrucken zwei Glasstege, die über die Klippen ragen.

Sonnenaufgang und der höchste Berg Madeira‘s

Tja, es wäre nicht ich, wenn nicht einmal bei einer Reise bei mir Unsicherheiten aufkommen würden. Christian und ich tüftelten ein bisschen darüber, welches die beste Art war, trotz meiner fortgeschrittenen Schwangerschaft auf den höchsten Berg Madeiras zu kommen. Anfänglich schloss ich für mich nämlich den schönsten aber anstrengendsten Weg aus, da ich glaubte, dass ich nicht mehr fit genug dafür bin.

Ein wundervoller Sonnenaufgang über dem Meer und den Wolken.

Jedoch überzeugte mich Christian es zu versuchen und so planten wir die Route vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo, den anschließenden Abstieg zum Achada do Teixeira und mit dem Taxi wieder zurück.

Der ideale Start für die Tour ist der Sonnenaufgang. Es empfiehlt sich aber wirklich, mindestens eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang dort einzutreffen und schon ein Stück den Weg entlangzuwandern. Durch die leichte Zugänglichkeit befinden sich dort mehrere hundert Menschen, die entweder nur den Sonnenaufgang genießen oder auch auf derselben Route unterwegs sind. Auf der Strecke verteilt es sich dann gut, aber allein ist man hier eher nie.

Die Taxifahrt zurück beim Achada do Teixeira kostete uns 60€, im Normalfall stehen dort genug Taxis und warten auf Kundschaft.

Der Feenwald, Porto Moniz und der schwarze Sandstrand

Wenn man auf Madeira ist, kommt man natürlich nicht daran vorbei dem Feenwald einen Besuch abzustatten. Viele dieser alten Lorbeerbäume sollen schon mehrere Jahrhunderte dort stehen und hängt der Nebel dort fest, bekommt das ganze Areal eine mystische Stimmung. Wir starteten unsere kleine Erkundungstour beim Parkplatz vom Posto Florestal und spazierten dort etwas herum. Jedenfalls sollte man eine wasserabweisende Jacke dabei haben, denn im Nebel und Wind wird es da oben ganz schnell frisch.

Der bekannte Lorbeerwald auf Madeira

Anschließend führte uns dieser Ausflug weiter nach Porto Moniz. Diese Ortschaft ist für seine Lavapools bekannt. Die Becken entstanden durch Jahrhunderte andauernde Erosion und Vulkanaktivität und werden täglich aufs Neue vom Atlantik überspült. Es befinden sich zwei Badeorte zur Auswahl, eines ist kostenlos zugänglich, das andere hat mehr einen Freischwimmbadcharakter und es wird eine kleine Eintrittsgebühr verlangt.

Befindet man sich schon im Nordwesten der Insel, sollte man unbedingt noch einen Abstecher nach Seixal machen. Dort findet man den einzigen schwarzen Sandstrand der ganzen Insel, Praia do Porto do Seixal. Jedenfalls ist es ein guter Rat auf seine weißen Badesachen zu verzichten, denn der feine Sand bleibt im Gewebe der Textilie haften. Ein absolutes Highlight vor Ort ist auch der kleine Wasserfall der direkt auf den Strand trifft.

Für mich hat Madeira nicht ohne Grund den Titel „Hawaii von Europa“

Gipfelsammlung und eine unfreiwillige Verlängerung

Am Tag vor der Heimreise entschieden wir uns in der Nähe von unserer Unterkunft eine Wanderung zu unternehmen. Dafür fuhren wir nochmals hoch Richtung Pico do Arieiro und bogen kurz vorher links ab zum Aussichtspunkt Miradouro da Negra. Eine kurzweilige Wanderung, um noch ein paar Gipfel zu sammeln. Namen tragen aber nur zwei davon, der Pico do Escalvado und der Pico do Cedro. Auf der Tour hat man auch einen schönen Ausblick auf den Weg vom vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo und kann den Menschen dort zusehen, wie sie sich wie Ameisen am Weg bewegen. Wir waren froh, dass wir an diesem Tag dort nicht unterwegs waren, den es wehte ein wirklich starker Wind.

Eine Wanderung entlang von blühenden Berghängen

Als unserer Heimreise anstand, hörte aber unsere Glücksträhne mit dem Wetter leider auf. Am Flughafen angekommen, sahen wir auf der Flugtafel, dass einige Flüge schon gestrichen wurden. Der Grund war ein zu starker Wind, der die Landung für die Flugzeuge zu gefährlich macht. Jedoch saßen wir noch guter Dinge da und hofften auf das Beste. Leider stellte sich im Laufe des Tages heraus, dass auch unsere Maschine nicht landen konnte. Das kann auf Madeira ein paar Mal im Jahr passieren und wenn man wirklich Pech hat, dauert es mehrere Tage, bis ein sicheres Landen auf der Insel wieder möglich ist.

Wie die Ameisen am Weg zum Pico Ruivo

Wir schafften es erst zwei Tage später nach Hause zu kommen. Unser Flug wurde schließlich auf Porto Santo umgeleitet. Mit einer 2,5-stündigen Fährfahrt erreicht man diese kleine Insel vor Madeira. Aufgrund des starken Wellengangs war die Überfahrt alles andere als entspannt für mich. Da ich sowieso dazu neige seekrank zu werden war die Schwangerschaft hier nicht von Vorteil. Aber wir waren glücklich, dass unserer Heimreise nun nichts mehr im Weg stand.

© Barbara Saxl (November 2023)

Christian Saxl

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