Gedanken einer Outdoorsportlerin – Covid-19

Tirol steht wegen Coivd-19 nun seit einer Woche unter Quarantäne, eine ungewohnte Lage die absolut nicht meiner Komfortzone entspricht. Es fühlt sich unangenehm an, es fühlt sich ungewiss an und es fühlt sich vor allem unüberschaubar an. Ich befürworte die Entscheidungen unsere Regierung und trage sie mit all ihren Konsequenzen mit. Ich habe von Beginn an den Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden komplett minimiert. Warum? Nicht weil ich Angst davor habe selbst zu erkranken, denn ich gehöre nicht zur Risikogruppe, sondern ich habe Angst davor welche Folgen eine Erkrankung für mein Umfeld hätte.

Ein paar Tage später..

Inzwischen sind seit 14 Tagen die einzigen Personen, die ich noch regelmäßig sehe, mein Partner und meine Arbeitskollegen. Ja, ich behaupte, dass ich zu den glücklichen Personen gehöre, die ihre Arbeit noch „normal“ ausüben dürfen. Auch wenn meine Tätigkeit nicht direkt an der Front ist, habe ich Aufgaben die für den Erhalt des Systems wichtig sind. Nur das Arbeiten ist nicht wirklich normal. Abgesehen von den vermehrten Sicherheitsvorkehrungen ist auch die Stimmung eine eigenwillige. Man geht jeden Tag in die Arbeit und rechnet damit das der nächste Tag komplett anders werden könnte. Es muss sich nur ein Kollege anstecken und schon fällt eine ganze Abteilung aus. Doch darf ich mich glücklich schätzen ein Kollegenteam an meiner Seite zu haben, dass trotz dieser unwirklichen Bedingungen noch lachen kann und mit vollem Einsatz das Beste gibt! Natürlich ist das Gesprächsthema Nummer 1 der Virus – trotzdem ist Raum für Scherze, eine gemeinsame Mittagspause (mit Sicherheitsabstand!) und eine immense Toleranz, wenn einer mal ein bisschen „am Rad“ dreht.

Momentan wirkt alles sehr bedrohlich, aber auch in solchen Zeiten wäre es wichtig seinen Fokus nicht zu sehr auf das Negative zu lenken.

Und die Freizeit?

Die Auswirkungen auf meine Freizeitgestaltung sind auch sehr groß. Nun geht es am Wochenende nicht mehr darum welcher Berg als nächstes ansteht, welche Tour die richtige Wahl ist, sondern darum diese wertvolle Zeit anders zu nutzen. Ich gehöre absolut nicht zu den Menschen die still sitzen können, schon als Kind nicht, aber jetzt muss ich es und jammern hilft keinem!

Das erste richtige „Home-Wochenende“ ist nun vorbei und mein Fazit ist: ich bin aktuell sehr entspannt und fühle mich nicht in meiner Freiheit eingeschränkt. Warum? Weil es gefühlt 1000 Sachen gab, die ich immer hintenangestellt habe, da ich aufgrund der Bergtouren keine Zeit dafür hatte. Wisst ihr, wie befreiend das Gefühlt ist, Dinge zu erledigen die man schon seit Wochen im Hinterkopf hat? Ich konnte ohne Wecker aufstehen, hatte immer genug Zeit in Ruhe zu frühstücken, genoss jeden kurzen Spaziergang mit meinem Hund umso mehr, räumte nicht gebrauchte Dinge in den Keller und hatte auch endlich die Zeit mit ein bisschen Stretching anzufangen.

Auch meiner Hündin ist in der Quarantäne ein bisschen langweilig. Ich versuche sie mit neuen Tricks zu beschäftigen.

Unbekannte Zeiten

Ich weiß nicht wie sich die Lage weiterentwickelt, jedoch freut es mich so sehr, dass die Zahlen mit Stand heute sich tendenziell verbessern. Jeder Tag mit einem Infizierten weniger, bedeutet in 2,5 Tagen fünf Infizierte weniger! Übertriebener Optimismus? Ja vielleicht, aber mit dieser Betrachtungsweise geht es mir besser.

Ich weiß nicht wie lange die Ausganssperre bleiben wird und habe Angst davor, dass die Politiker sie einfach immer weiter und weiter verlängern ohne Aussicht auf Lockerung. Doch weiß ich wie wichtig es für die Menschen ist die direkt im Gesundheitswesen arbeiten und an vorderster Front kämpfen! Deshalb bleibe ich zu Hause, deshalb verzichte ich auf den Kontakt mit meiner Familie und deshalb verzichte ich auf Bergtouren. Jede Krise birgt auch eine Chance, man muss nur mutig genug sein diese zu erkennen und zu ergreifen. Die Zeit mit den wundervollen Touren wird wieder kommen und die Berge laufen ja erfreulicher Weise nicht weg. Bis dahin erledige ich einfach die Sachen, zu denen ich sonst nicht komme.

Ich wünsche euch alle Nervenstärke, Durchhaltevermögen und ganz viel Gesundheit!

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Siehe unter folgendem Link: https://https://barbarasaxl.at/mentale-staerke-als-erfolgsfaktor

© Barbara Saxl (März 2020)

8 Antworten auf „Gedanken einer Outdoorsportlerin – Covid-19“

  1. Liebe Babsy, ein wirklich toller Bericht! Ich finde es wirklich toll
    Wie Du an die Sache rangehst.
    Gezwungen stillsitzen, ist sicher ein Problem was viele kennen, für mich auch ein Graus. Aber wie heißt es so schön, das schaffen wir. Ich hoffe das du auch in dieser Zeit mit Christian einen guten Partner hast. Tom und ich sind es ja gewohnt 8 Wochen Zwischensaison gemeinsam zu verbringen, nur nicht zu Hause. Bei uns fliegen dann halt auch kurz einmal die Fetzen. Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft für diese unsichere Zeit.

    1. Huhu,
      danke dir, ja unsere Generation ist es nicht gewohnt so in unserer „Freiheit“ begrenzt zu werden. Aber wie schon gesagt, jammern hilft nichts. Ich weiß zwar auch nicht wie ich das in 2, 3 oder 4 Wochen sehe aber Christian und ich machen das schon. Ich darf das Haus ja noch für die Arbeit verlassen 😉 und wers zusammen in Zelt aushält denk ich wird auch das aushalten 😛

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