Ohne ausreichende Vorbereitung kann so mancher Gipfelversuch schnell in einem Albtraum enden. Nur durch mentales Training darf man sich nicht erwarten wie Reinhold Messner auf einen 8000er zu steigen, ohne dass man jemals zuvor selbst einen Fuß ins alpine Gelände gesetzt hat.
Was gehört nun zur Grundvoraussetzung für jede Bergtour, um dann durch mentale Stärke, das Optimum aus sich rausholen zu können? Die richtige Vorbereitung. Neben der Suche nach einem Ziel, sollte das eigene Können und der Einfluss des Seilpartners nicht unterschätzt werden.
Das Ziel
Gerade in Tirol braucht man nur aus dem Fenster zu schauen und man hat tausende Möglichkeiten vor der Nase. Nicht nur die Anzahl der Gipfel, sondern auch die Möglichkeiten der Routen sind schier unendlich. Das heißt man hat die Qual der Wahl. Ist nun die Entscheidung für einen Gipfel gefallen, geht die Recherche los.
Wichtige Beispiel-Fragen, die du dir stellen solltest:
- Welche technische Schwierigkeit erwartet mich?
- Welche technische Ausrüstung ist notwendig?
- Welche Bedingungen sind Voraussetzung?
- Bei Schnee, welche Lawinen-Warnstufe herrscht?
- Kommt es zu einer Gletscherberührung? Wenn ja, in welchem Zustand befindet sich der Gletscher?
- Wie lange ist die Tour? Ist eine Akklimatisierung vorher sinnvoll? (ca. ab 4000er)
- Zu welcher Uhrzeit sollte ich starten? Wie lange sollte ich maximal brauchen?
- Wie viel Essen/Trinken sind notwendig?
- Gibt es eine Möglichkeit einzukehren?
- Welche Kleidung brauche ich?
Das eigene Können
Sind nun all diese Dinge geklärt, kommt ein zweiter wichtiger Faktor hinzu. Das eigene Können. Hierzu zähle ich nicht nur die körperliche Fitness und die theoretischen und praktischen Kenntnisse, sondern auch die persönliche Erfahrung.
Entscheidest du dich für eine Tour zum Beispiel mit Kletterei ab dem dritten/vierten Grad, solltest du den Umgang mit Seil, Sicherung etc. beherrschen. Ist für die Tour eine Gletscherquerung notwendig, ist es wichtig gewisse Grundkenntnisse über zum Beispiel Spaltenbergung zu kennen und den Umgang mit Steigeisen und Pickel zu beherrschen.
Aktivierungsatmung
Nutzen
- Aktivierung von Körper und Geist
- Hilfe gegen Müdigkeit, Motivations- und Kraftverlust.
Wann und Wo?
- Vor und während einer Tour bei Müdigkeit, drei bis fünf Atemzüge
- Bei Gefühl der Erschöpfung, mangelnder Konzentartion
- Vor jeder Tätigkeit, welche Konzentration verlangt
- Beim bewussten Wechsel von einer lansamen zu einer schnellen Aktivität
- Überall wo eine rasche Aktivierung nötig ist
Ablauf:
- Atme bewusst tief und kräftig durch die Nase ein und halte danach für knapp eine Sekunde den Atem an
- Lass die Luft mit leichtem Pressen durch den Mund ausströmen
- Nimm bewusst wahr, wie der frische Sauerstoff dir neue Energie verleiht
- Wiederhole dies mehrere Male oder bis ein Gefühl des Wachseins und der Frische eintritt und du spürst, wie dein Körper mit Energie versorgt wird und du wach und alert bist.
Aber auch die eigene Fitness und Leistungsfähigkeit ist für den Erfolg ausschlaggebend. Eine gute körperliche Fitness kann auch vor Unfällen schützen. Ein Hauptgrund für alpine Unfälle ist die auftretende Müdigkeit im Abstieg. Oft wird jedoch auch der Fehler gemacht zu denken, dass mit dem Gipfelerfolg das „Schlimmste“ hinter einem liegt und die Konzentration nimmt deutlich ab. Wird dir das selbst bewusst, kannst du mit aktivierenden Übungen dagegen steuern.
Der Seilpartner
Der dritte wichtige Faktor ist der Seilpartner. Im Bergsport wie auch beim Klettern sind beide oder mehr Kameraden je nach Schwierigkeit mit einem Seil verbunden. Diese gemeinsame Verbindung bietet innerhalb der Seilschaft Schutz und Sicherheit. Jedoch bei ungünstigen Situationen kann das Stürzen eines einzelnen Mitglieds den Absturz der gesamten Gruppe herbeiführen.
Einen Partner am Seil, den du blind vertrauen kannst ist das wertvollste Gut am Berg, neben guten Gesprächen kann auch dieser einen wertvollen Beitrag zu deiner mentalen Stärke bieten. Fühlt man sich selbst ausgelaugt und unsicher, kann die gute Zusprache Wunder wirken. Jedoch kann auch hier wieder genau das Gegenteil passieren. Fühlt sich dein Kamerad überfordert und du dich auch unsicher, kann sich das so weit steigern, dass beide handlungsunfähig werden. Es bietet sich daher an sich langsam gemeinsam zu steigern oder ein paar Übungstouren zu meistern, bevor man sich an etwas Großes wagt. So kann jeder die Fähigkeiten des anderen und das Verhalten in der Gruppe kennen lernen.
Möchtest du gerne mehr zu diesem Thema lesen? Vielleicht interessiert dich der vorhergehende Beitrag auch.
Siehe unter folgendem Link: https://barbarasaxl.at/die-angst-und-was-wir-daraus-lernen-koennen
© Barbara Saxl (November 2020)
Super Bericht! 👍
Ich wünsche Dir viele weitere unvergessliche Momente, Eindrücke.🗻