Limnos – ein kleiner unerwarteter Schatz

02.10.-09.10.2022

Ich muss gestehen, am Anfang war ich bei Christians Destinationswahl doch sehr skeptisch. Viel konnte man im Internet über die Insel nicht finden. Sie scheint noch eher ein unbekanntes Urlaubsziel zu sein. Limnos liegt in der Nord-Ägäis und ist die acht größte Insel von Griechenland. Daher befürchtete ich doch, dass es sich hier um eine „kalten und langweiligen“ Platz für Oktober handelt. Doch merkte ich auf unserer Reise schnell, dass dieses kleine verschlafene Eiland ein unerwarteter Schatz ist, den es lohnt zu erkunden. Reist man noch dazu außerhalb der Sommermonate an, hat man die Insel nahezu für sich alleine.

Anders als in meinen üblichen Beiträgen möchte ich euch diesen Ort anhand meiner Highlights näher bringen.

Wanderung zur Ekktisia Profitis Ilias

Die weiße Kapelle sticht einem beim Anflug nach Limnos schon ins Auge. Trotz der geringen Höhe von 356m bietet der Gipfel einen wunderbaren Rundblick auf die Insel. Am besten startet man die Wanderung von der Ortschaft Therma aus. Neben der doch schon etwas verfallenen Thermenanlage befindet sich ein Parkplatz, eine süße Begrüßung ist einem dort gewiss. Wie nicht anders zu erwarteten, vertrödelten wir auch deswegen wieder einiges an Zeit. Aber das ist auch das Glück der späten Reise, man muss nicht mehr vor der Mittagshitze flüchten.

Der Aufstieg ist recht kurzweilig, deshalb bietet es sich an, das Auto bei der Therme stehen zu lassen. Anschließend geht man ein kurzes Stück zurück. Man biegt gleich wieder links auf die Straße und folgt dem Fahrtweg.

Die letzten Meter auf den Gipfel sind steiler und es empfiehlt sich, festes Schuhwerk zu tragen. Vom Parkplatz bis zum Ziel brauchten wir ca. 40 Minuten. So blieb uns auch ausreichend Zeit, um die Aussicht ganz für uns alleine genießen zu können.

Pachies Ammoudies und ein rostiger Panzer

Ein kleines Highlight auf der Insel war für mich die Wüste. Was eine Wüste in Griechenland? Ja, im Nordwesten von Limnos findet man diese „kleine Sahara“, genannt Pachies Ammoundies. Meine Empfehlung ist, den Ort am besten zur frühen Abendstunde kurz vor Sonnenuntergang aufzusuchen.

Zu dieser Zeit taucht das Licht den Sand in einen rötlichen Schimmer und macht die Stimmung dort perfekt. Einfach die Schuhe ausziehen und den Sand unter den Füßen spüren, um diese große Sandkiste mit allen Sinnen zu entdecken.

Die Anfahrt zu der Wüste ist etwas ruppig, wir waren mit einem Suzuki Jimny unterwegs. Ich würde dieses Fahrzeug jedem empfehlen, der die Insel besucht. Man kann damit jede Straße bedenkenlos befahren. Ein typischer Miet-Kleinwaagen kommt dort schnell an seine Grenzen.

Limnos zeichnet auch eine beträchtliche militärische Geschichte. Im Ersten Weltkrieg war die Insel ein wichtiger strategischer Punkt. Auch jetzt ist die Präsenz des Militärs spürbar, was aber keinerlei Einfluss auf unseren Urlaubsgenuss hatte. Gleich neben der Pachies Ammoudies hat man die Möglichkeit, sich einen alten rostigen Panzer anzuschauen.

Ein Spaziergang durch die Hauptstadt Myrina

Ein Ausflug in die Hauptstadt ist zu jeder Tages und Nachtzeit lohnenswert. Nicht nur wegen der vielen kleinen Gassen, die zum Erkunden einladen. Sondern auch die Restaurants und die Ansicht der Stadt im unterschiedlichen Tageslicht sind eindrucksvoll.

Die Burg ist schon bei der Anfahrt gut sichtbar und der Aufstieg mit leichtem Schuhwerk schaffbar. Wir nahmen uns etwas mehr Zeit beim ersten Besuch in Myrina und spazierten auf die Festung noch in der Nachmittagssonne. Da ich schon vorab gelesen habe, dass sich dort oben einiges an Damwild tummelt, wollte ich meine Chance nutzen. So umrundeten wir dort oben das Gelände und ich bekam meine Gelegenheit, die Tiere zu fotografieren.

Neben dem alten Mauerwerk und ein paar informativen Tafeln lohnt sich der Aufstieg alleine schon wegen der grandiosen Aussicht.

Man sollte sich jedenfalls den Sonnenuntergang dort oben nicht entgehen lassen. Bei guter Sicht kann man den heiligen Berg Athos am Horizont erkennen.

Anschließend rundet man den Aufenthalt in der Stadt mit einem deftigen griechischen Abendessen ab. Hier hat man die freie Auswahl zwischen einem romantischen Dinner unterhalb der Burg, im belebten Ambiente am Hauptplatz oder in den unzähligen Gassen. Jedenfalls sollte man sich genug Zeit nehmen, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.

Kontias, Ekklisia Agios Nikolaos und Lemnos Cenotaph

Auf Limnos findet man eine Vielzahl an Dörfern, die alle noch ihren griechischen Charme haben. Man spürt, dass hier nichts für Touristen auf Hochglanz getrimmt wurde, so behalten die Ortschaften ihren typisch griechischen Eindruck. Einen Abstecher nach Kontias zu machen, ist eine gute Idee.

Streunt man durch die Ortschaft, bieten sich viele Fotomotive von alten Steinhäusern mit bunten Fenstern und Türen an. Nur nicht erschrecken, manchmal schlägt ein braver Wachhund an, wenn man unbedacht um die Ecke läuft.

Möchte man sich den Ort von oben anschauen, befindet sich am anderen Ende der Ortschaft ein kleiner Hügel mit einer Kapelle oben darauf.

Nur ca 15-20min Fahrtzeit von Kontias entfernt findet man die Ekklisia Agios Nikolaos. Das Besondere ist, das diese Kapelle auf einer kleinen vorgelagerten Insel gebaut wurde und nur über eine schmalen Steg erreichbar ist.

Wieder mal war ich sehr froh über unsere Autowahl. Den die Unebenheiten auf der Straße sind für andere Modell etwas bedenklicher. Wenn man anschließend noch ein paar Meter die Straße weiter fährt, zeigt sich der Lemnos Cenotaph. Es handelt sich hierbei um einen kleinen steinernen Kegel. Über eine steile Treppe ist die Spitze gut erreichbar.

Lost Place und griechische Mythologie

Ein surrealer Ort ist das verfallene Hotel Kaviria Palace Resort. Das eingefallenes Dach, zerbrochene Fliesen und die gesamte Elektrik ist aus den Wänden gerissen.

Es gibt hier nirgends Absperrungen oder Warnhinweise. Daher heißt es, sich mit viel Bedacht am Gelände zu bewegen, auch von außen ist es sehr beeindruckend.

Im Internet findet man kaum Informationen, was mit dem Hotel tatsächlich passiert ist. Was man bei langem Stöbern findet, ist, dass es über EU-Gelder finanziert wurde und schon zwei Jahre nach der Eröffnung wieder geschlossen wurde. Weiteres liegt der Verdacht nahe, dass Korruption ein großes Problem war.

Nicht weit entfernt findet man die antiken Überreste der Stadt Hephaistia. Neben Reste eines Tempels ist es auch möglich, die Höhle des Philoktetes zu betreten.

Man folgt hierfür an der Klippe hinunter dem Weg. Die Höhle kann über dem Meer Weg oder über ein kleines Schlupfloch rechts davon betreten werden. Laut der Mythologie habe sich Philoktetes 8 Jahre lang dort von einem Schlangenbiss erholt und auf die Eroberung von Troja vorbereitet.

Panagia Kakaviotissa

Der Berg Kakavos ist nicht wirklich für seine Höhe bekannt, jedoch aber für die Dachlose Kirche im inneren des Berges. Bei einem Aufenthalt auf Limnos, ist diese ca 20 Minütige Wanderung ein Pflichtprogramm. Das Bauwerk befindet sich ca 8km von der Hauptstadt entfernt. Der Weg zieht sich zuerst über steinerne Stufen leicht hoch, anschließen führt ein Pfad zwischen den Dornenbüschen hindurch. Die letzten Meter rauf zur Kirche sind über weitere Stufen erreichbar.

Da Christian und ich unbedingt noch einen besseren Blick auf dieses Monument haben wollten, versuchten wir auf die gegenüberliegenden Felsen zu kommen. Gar nicht so einfach, da man erst einmal einen Weg durch die ganzen Dornen finden muss, um dorthin zu kommen. Als das geschafft war, war der weitere Anstieg für uns kein Problem mehr. In leichter Kraxelei ging es mehrere Meter hoch und so konnten wir diesen wundervollen Blick auf die Kirche genießen.

Die Salzseen

Vor allem im Frühling sind die Salzseen ein schönes Ausflugsziel, um Vögel zu beobachten. Über den Winter laufen die Seen wieder mit Wasser voll. So reichern sie sich wieder mit vielen Nährstoffen an, die Zugvögel auf ihrer langen Reise benötigen.

Zu dieser Zeit hat man auch sehr gute Chancen, Flamingos zu beobachten. Im Herbst sind die Seen komplett trocken und man kann nur die Salzkruste erkennen. Am besten, man wandert über den Strand hin und auf dem normalen Weg zurück. Wir starteten von der Fiki-Fiki-Strandbar los.

Die unzähligen Strände

Was Limnos für uns auch noch so speziell gemacht hat, sind die unzähligen Buchten, kleineren und größeren Stände die zum Sonnenbaden einladen.

Egal aus welcher Richtung der Wind gerade bläst, man findet immer ein windstilles Plätzen. Gerade im Oktober sind kaum Touristen auf der Insel und den Einheimischen ist es schon zu kalt zum Baden. So hatten wir fast jeden Strand ganz für uns alleine, welch ein Genuss!

Zusammengefasst kann man nur mehr sagen: Wer Griechenland noch abseits von Menschenmassen entdecken möchte, hat in Linmos eine gute Anlaufstelle.

© Barbara Saxl (Jänner 2023)

Christian Saxl

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