Ätna – die älteste Frau Siziliens

01.10.2020

Nachdem wir den Plan unseren Urlaub auf Sizilien zu verbringen erst vier Tage vor Abflug entschieden haben, blieb uns nicht viel Zeit für die Vorbereitung der Besteigung vom Ätna.

Die Berichte, die wir fanden, zeichneten folgendes Bild: (Stand Anfang Oktober 2020)

  • Aufstieg von Norden oder Süden
  • Allein nur bis 2900m
  • Bis zum höchsten Punkt des Haupkraters nur mit Vulkanguide bzw. Bergführer

Je nach Aktivität des Vulkanes kann sich das jedoch sehr schnell ändern. Da kann es schon passieren, dass man plötzlich auch mit Guide nur bis 2900m aufsteigen darf oder überhaupt gar nicht.

Schon früh morgens stiegen aschegefärbte Dunstwolken in den Himmel

Wir entschieden uns für die Tour auf der Südseite. Bis ca. 1900m führt eine Straße zur Piazzale Refugio Sapienza. Danach hat man die Option bis 2900m allein zugehen, oder mit der Bergbahn und den Bussen hoch chauffiert zu werden. Sieht man die Tour nur sportlich, möchte sich Geld sparen (50€ für die Bahn und Busse) und hat genügend Zeit an dem Tag, stellt diese Wanderung eine Alternative da. Nur der Weg ist alles andere als attraktiv. Es ist ab 2000m schon eine sehr karge, leblose und vor allem staubige Landschaft.

Pflanzen sucht man hier vergebens. Links der Hauptkrater, rechts der Süd-Ost-Krater.

Warum Ätna eine Frau ist

Ab 2900m geht das Abenteuer „aktiver Vulkan“ dann richtig los. Vincenzo, unser englischsprechender Vulkanguide startet zu Beginn mit einem sehr lustigen Fakt zum Ätna. Für die Sizilianer ist der Vulkan nämlich eine Frau. Sie sagen, solange Ätna „spricht“ ist alles in bester Ordnung, jedoch verstummt sie plötzlich sollte man schnellstmöglich weg vom Berg. Auch wird der Vulkan gerne als „Mutter Siziliens“ gesehen.

Der Südostkrater zeigte sich von Anfang an recht aktiv. Durchgehend hörte man die Gasexplosionen, sah Steine aus dem Krater schießen und der Dunst verfärbte sich immer wieder schwarz. In sicherer Entfernung querten wir weit unterhalb dieses Kraters, liefen über erkaltete Lavaströme und näherten uns dem Hauptkrater von der Südwest-Seite. Aufgrund des Windes wurden nämlich alle gefährlichen Gase nach Osten hin verweht und so war der Aufstieg auf dieser Seite besser.

Der Blick in den Hauptkrater, eine wirklich surreale Landschaft.

Gipfelglück roch schon mal besser

Als wir am Hauptkrater ankamen, hatten wir Glück, denn die Sicht hinab in den Krater war frei. Die Farben der Landschaft präsentieren sich von intensivem gelb, bis rot hin zu schwarz. Die Luft war auch deutlich dünner und roch schon intensiv nach Schwefel. Wir wanderten entlang des Kraterrandes weiter östlich und immer wieder waren neben dem Weg kleine Löcher, aus denen Gase austraten. Die Ruhe des Hauptkraters lies sogar zu, dass wir bis zur östlichsten Seite gehen konnten. Dort nahmen dann auch die Belastungen durch die Gase deutlich zu. Immer wieder verspührte man ein leichtes Kratzen im Nasen- und Rachenbereich, verursacht durch aufsteigende Ammoniak-Dämpfe.

Nach kurzem Aufenthalt starten wir den Abstieg. Währenddessen wurden die Explosionen am Südostkrater stärker und häufiger. Inzwischen flogen aus dem Inneren die Steine mehrere 100m hoch, auch spuckte er sichtbar Lava. Dies war ein sehr faszinierendes Schauspiel, wobei es jedoch gut ist einiges an Distanz zwischen einem zu haben. Am Ende der Tour wanderten wir noch an kleineren, erloschenen Kratern vorbei und verließen dann bald diese surreale Landschaft.

Der aktive Süd-Ost-Krater spuckte inzwischen deutlich sichtbar Lava aus seinem Schlot. Links dahinter der aktuell ruhige Hauptkrater.

Fazit

Der Ätna ist touristisch sehr stark genutzt und Einsamkeit sucht man dort vergebens. Jedoch möchte man einmal den höchsten und aktivsten Vulkan Europas erleben ist man hier an der Richtigen Adresse. Es muss einem jedoch bewusst sein, dass eine geplante Tour sehr schnell abgesagt werden kann. Deshalb empfiehlt es sich nicht den Ätna als Hauptgrund seiner Reise nach Sizilien zu wählen. Aktuell wird nämlich auf den Ausbruch des Hauptkraters gewartet. Einige Anzeichen sprechen dafür, dass dies bald passieren könnte.

Hier nochmals der Rückblick. Links hinten der höhere Hauptkrater, rechts davor der deutlich aktiverer Südostkrater. Vor dem Südostkrater – links – erkaltete Lavaströme.

Probiert es auf keinen Fall allein! Die Situation am Vulkan kann sich innerhalb kurzer Zeit sehr schnell ändern. Die austretenden Gase führen bei Unwissenheit zu gesundheitlichen Schäden oder dem Tod. Die Strafe bei Missachten der Regeln beläuft sich auf bis zu 1500€ und man kann sich mit der italienischen Finanzpolizei vergnügen. Weiters ist jeder Guide sehr daran interessiert Alleingänger zu melden. Denn würde einer dieser verunglücken, kann es passieren, dass die Besteigung der Gipfelregion auf längere Sicht für alle gesperrt wird. Untenstehend habe ich euch die Instagram-Seite unseres Guides verlinkt.

© Barbara Saxl (Oktober 2020)

Christian Bendler
Guide Vulcanologiche Etna Nord

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