Nachtrag vom 23.06.2018
Weihnachten oder so ähnlich
Endlich war es soweit, in den nächsten zwei Tagen stand der höchste Berg Österreichs am Programm. Es war wie das Warten auf Weihnachten, wenn man noch ein kleines Kind ist. Meine Vorfreude auf den Berg war einfach immens.
Zustieg zur Stüdlhütte
Am Freitagnachmittag, etwa zwei Stunden Fahrzeit später, trafen wir am Parkplatz beim Lucknerhaus ein. Nach kurzer Gepäckskontrolle ging es direkt los. Das Ziel unserer ersten Etappe war die Stüdlhütte auf 2801m.
Wir starteten bei strahlenden Sonnenschein los, doch hing der Gipfel des Großglockners schon in dichten Wolken. Je höher wir kamen, desto weniger lies sich die Sonne blicken und schon nach kurzer Zeit fing es leicht an zu graupeln.
Nach etwa 1,5h Stunden erreichten wir die Stüdlhütte, draußen verschlechterte sich das Wetter leider immer mehr. So kamen erste Zweifel auf, ob der morgige Gipfelsturm über dem Stüdlgrat überhaupt möglich ist.
Nichtsdestotrotz ließen wir uns die Laune nicht verderben und begaben uns in den Speisesaal und heckten die beste Strategie für den morgigen Tag aus.
Wird es klappen?
Nach einem hervorragenden Abendessen ließ der Blick aus dem Fenster dann die Bedenken größer werden. Die Sicht wurde immer schlechter, die Graupelschauer stärker. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um den Gipfel über den Stüdlgrat zu erreichen. Wir beschlossen jedoch, die Besteigung zu versuchen, im schlimmsten Fall über den Normalweg.
Um 21:00 Uhr ging’s dann schon zu Bett, denn wir wollten am Folgetag die Hütte schon um 04:30 verlassen. Der frühe Start ist vor allem deshalb so wichtig, da der Stüdlgrat sehr stark frequentiert ist. Wir wollten auf keinen Fall riskieren, hinter einer großen Seilschaft nach zu klettern und in Folge dessen ständig im Stau zu stehen.
Auf zum Gipfel
Pünktlich um 04:30 schlossen wir die Tür der Stüdlhütte hinter uns. Das Wetter hatte sich gebessert, die Schauer haben aufgehört. Nur ein kalter starker Wind bließ uns um die Nase. Somit entschieden wir uns die Besteigung über den Stüdlgrat in Angriff zu nehmen.
Nur zwei Zweier-Seilschaften waren kurz vor uns gestartet. Diese konnten wir jedoch bis zum Einstieg überholen und hatten somit keinen mehr vor uns.
Nach ca 2 Stunden sind wir am Frühstücksplatz angekommen und von dort ging dann die richtige Gratkletterei erst los. Aufgrund der Niederschläge von letzter Nacht blieb uns leider nichts anderes übrig als den kompletten Grat mit den Steigeisen zu bewältigen.
Der Stüdlgrat
Der Stüdlgrat ist mit Kletterstellen vom dritten bis in den vierten Schwierigkeitsgrad nicht zu unterschätzen und eine echte alpine Herausforderung. Vor allem der frische Niederschlag und die Mixed-Kletterei mit Steigeisen machte das Ganze nicht einfacher. Immer wieder wechselten Gehgelände und Kletterpassagen ab. Im oberen Teil des Grates nimmt die Kletterschwierigkeit zu, jedoch kann man von dort schon spektakuläre Aussichtien genießen.
Die psychische und körperliche Anstrengung darf man auch nicht unterschätzen. Wir kletterten an die 3,5h hinauf und die Ausgesetztheit, das zusätzliche Gewicht von der Ausrüstung und die Kälte zehrten an meinen Kräften.
Die letzte Kletterstelle, war dann für mich persönlich die eigentliche Schlüsselstelle. Aufgrund meiner Größe war es für mich nicht einfach, den Griff zu erreichen. Kräftemäßig schon etwas erschöpft bekam ich den Griff dann doch zu fassen und wollte mich hochziehen. Leider verfing sich mein Bein aufgrund der Steigeisen in meiner Hose und so musste ich nochmals auf Anfang. Leichte Zweifel kamen dann auf, ob ich noch genug Kraft habe, um es im zweiten Versuch zu schaffen. Doch ich vertraute auf meine eigenen Fähigkeiten und bewältigte diese Stelle. Somit konnte ich die letzten Schritte zum Gipfel hochsteigen. Mit meinen Worten „I glabs gar nimmer, i steh am Großglockner“ wurde der Gipfelsieg gefeiert.
Wir hatten auch noch das Glück, den Gipfel fünf Minuten fast für uns alleine zu haben und genossen die unglaubliche Aussicht. Der Großglockner ist ein äußerst stark frequentiertes Ziel und es ist schier unmöglich, dort Ruhe zu finden.
Der Weg nach unten
Der Abstieg erfolgte dann über den kleinen Glockner bzw. dem Normalweg. Mit kurzen Stehzeiten aufgrund von aufsteigenden Seilschaften wurde der Abstieg zurück zur Stüdlhütte gut gemeistert. Am selben Tag ging es noch hinab zum Lucknerhaus und somit war ein grandioser und erfolgreicher Tag zu Ende.
Der Abstieg erfolgte dann über den kleinen Glockner bzw. dem Normalweg. Mit kurzen Stehzeiten aufgrund von aufsteigenden Seilschaften wurde der Abstieg zurück zur Stüdlhütte gut gemeistert. Am selben Tag ging es noch hinab zum Lucknerhaus und somit war ein grandioser und erfolgreicher Tag zu Ende.
© Barbara Saxl (Mai 2019)
Christian Bendler |