Projekt „four in eight“ – Teil Zwei – Gran Paradiso

Nachtrag vom 12.08.-13.08.2019

Auf nach Italien

Mit dem ersten Gipfel in der Tasche und voller Vorfreude ging es Richtung Italien weiter. Nach ca. 5,5 Stunden Fahrzeit, trafen wir im Ort Pont im Aosta Tal ein. Wir suchten uns am Campingplatz nur noch schnell einen Platz, um unser Zelt aufbauen zu konnten, denn es war inzwischen schon spätabends.

Zustieg zum Rifugio Vittorio Emanuele II

Am Morgen, des 12. August, hatten wir noch genügend Zeit, unseren Rucksack für die zwei Etappen auf den Gran Paradiso zu packen. Um ca. 10:00 Uhr starteten wir voll motiviert den Anstieg zum Rifugio Vittorio Emanuele II. Nach ca. 15-20 Gehminuten, vorbei an violett blühenden Pflanzen, trifft man auf das Rifugio Tetras Lure. Direkt dahinter führt der gut ausgebaute Weg ostseitig das Tal empor. Man erhascht immer wieder durch den dichteren Wald einen Blick auf die Wasserfälle des Savaras.

Rifugio Vittorio Emanuele II

An der Hütte angekommen genossen wir in erster Linie das tadellose Wetter und gönnten uns eine Portion Nudeln zum Mittagessen. Nach einem kurzen Plausch mit zwei weiteren Bergsteigern, Jan und Matthias, die aus Deutschland kamen, stiegen Christian und ich noch etwas höher, auf ca. 3000 Meter und gönnten uns ein kurzes Bad im glasklaren Wasser des Gletscherbaches. Am Abend gab es noch ein energiereiches Essen und anschließend verzogen sich Christian und ich ins Schlaflager, um genug Schlaf für den nächsten Tag zu bekommen.

Christian und ich auf ca. 3000 Meter.

Eine Lichterkette mit Füßen

Da laut Wetterbericht das Wetter umschlagen zu drohte, starteten wir früh um 03:50 mit Stirnlampen bewaffnet los. Bei Weiten nicht die Ersten ordneten wir uns in die Schlange der Lichtpunkte ein. Ursprünglich wollten wir den Normalweg hinaufschreiten. Da wir aber blindlings den anderen folgten, landeten wir schließlich auf der alternativen Route, die über eine Gletschermoräne führt.

Direkt bei der ersten kleineren Kletterpassage überholten wir alle und übernahmen so die Führung. Als die ersten Schneefelder im Schein der Stirnlampe auftauchten, entschieden wir uns die Steigeisen anzulegen. Auch alle Nachkommenden taten es uns gleich aber nach Kurzem erreichten wir einen aperen Klettersteig. Christian und ich machten uns nicht die Mühe, die Steigeisen wieder auszuziehen und bewältigten diesen mit. Hier konnten wir einiges an Vorsprung gewinnen, da viele der Nachkommenden die Steigeisen wieder ablegten. Je höher wir stiegen desto mehr machte sich die Höhe auch bemerkbar. Die Atmung wurde schneller und das Gehen anstrengender. Der Sonnenaufgang, der sich am Horizont abzeichnete, lenkte aber gut davon ab.

Der Sonnenaufgang. Die kommende Schlechtwetterfront zeichnet sich schon ab.

Der finale Grat

Endlich am Grat angekommen, kam uns doch eine andere Seilschaft entgegen. Diese war wahrscheinlich noch früher aufgebrochen. Ein kurzer Blick zurück zeigte uns aber den guten Abstand zu allen anderen Seilschaften und so konnten wir die Schlüsselstelle am Gran Paradiso ohne Stau und Probleme überwinden.

Ein bisschen erschöpft aber volle Stolz stand ich nun am Gipfel meines ersten 4000er, den Gran Paradiso. Ein Rundblick zeigte, dass das Wetter langsam schlechter wurde. Mit den letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag traten wir den Rückweg an. Beim Verlassen des Grates trafen auch anderen Seilschaften nach der Reihe ein und im Abstieg begegneten wir Jan und Matthias wieder. Wir wünschten ihnen noch alles Gute für die letzten Meter.

Christian und ich am Gipfel des Gran Paradiso.

Ein feucht fröhlicher Abstieg

Nach einer kurzen Rast im Rifugio Vittorio Emanuele stiegen wir jetzt bei Regen bis ins Tal ab. Glücklich, aber leicht erschöpft nutzten wir die restliche Zeit, um uns zu erholen. Etwas später kamen auch Jan und Matthias am Campingplatz an. Während eines Gespräches stellte sich heraus, dass auch sie als nächstes den Mont Blanc versuchen wollten. Aufgrund derselben Routenplanung entschieden wir uns, uns zusammenschließen. Für mich war diese Entscheidung eine große Erleichterung. Zu viert ist es bei einem Sturz in einer Gletscherspalte doch sicherer als zu zweit. So beendeten wir diesen Tag mit dem Ausarbeiten der besten Strategie, den Genuss von italienischen Spezialitäten und einer guten Mütze Schlaf.

Der Weg auf den Gran Paradiso – Christian Bendler und ich

Gepostet von Barbara Saxl am Freitag, 5. Oktober 2018
Film: Christian Bendler; Schnitt: Barbara Saxl

© Barbara Saxl (Mai 2019)

Christian Bendler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: Content is protected !!