Die kleine Karwendel Durchquerung – ein Märchen in der Realität

26.03.2021

Eine glückliche Fügung

Es fühlte sich an wie eine glückliche Fügung. Ein paar Tage zuvor gab es noch eine Menge Neuschnee ab, die Lawinensituation beruhigte sich, das Wetter war traumhaft und ich hatte einen freien Tag.

Das bedeutete ideale Voraussetzungen für die kleine Karwendel Durchquerung. Fährt man mit der Nordkettenbahn hoch aufs Hafelekar, beinhaltet die Tour je nach Variante ca. 700 hm im Aufstieg, aber mindestens 2000 hm in der Abfahrt. Jedoch sollte man den Kraftaufwand nicht unterschätzen, da einige steile Passagen zu bewältigen sind.

Ein bisschen Chaos

Nach einem kurzen morgendlichen Chaos (haben alle Beteiligten ein negatives Testergebnis, hat jeder sein Fell eingepackt etc.) fuhren Tom, Christian und ich mit zwei Autos los. Eines ließen wir in Absam stehen, dort befand sich das Ende unserer Tour und mit dem Zweiten fuhren wir weiter nach Innsbruck zum Parkplatz der Nordkettenbahn.

Rechts befindet sich die Nordostrinne vom Hafelekar. Links davon die technisch etwas einfachere und wenig steilere Option.

Um kurz nach 9 Uhr standen wir am Startpunkt der Tour, nämlich die Einfahrtsstelle zur Nordostrinne vom Hafelekar. Mit meinen neuen 96mm breiten Powderbrettern unter den Füßen war ich etwas aufgeregt, aber mit einem kurzen „Auf geht’s“ stürzte ich mich hinein. Nach jedem weiteren Schwung stiegen die Endorphine und somit wurde klar, diese Tour konnte nur grandios werden.

Spitzkehrentechnik on top

Angekommen im Mandltal startete der erste Aufstieg. Im warmen Schein der Morgensonne führt der Weg über hügeliges Gelände Richtung Talschluss. Schon von weitem konnte man die Spitzkehrenspur hoch zur Mandlscharte sehen. Ohne Schwierigkeiten schritten wir im zick zack hoch. Oben angekommen ging es direkt in die nächste Abfahrt. Mit einem wundervollen Tiefblick auf Innsbruck zogen wir die Schwünge im pulvrigen Schnee.

Mittig im Bild ist die Aufstiegsspur zur Mandlscharte gut erkennbar. (Rund 36° steil)

Anschließend erfolgte der zweite Aufstieg in östlicher Richtung. Kurz vor dem Stempeljoch erblickten wir noch eine unwiderstehliche Rinne, an der wir nicht vorbei gehen konnten. Also ging es mit Spitzkehren wieder höher. Nach dem Aufstieg mussten wir noch auf südlicher Seite queren, um zu der Rinne zu gelangen. Wieder bot sich uns eine märchenhafte Abfahrt im steilen Gelände und feinstem Pulver.

Südhang-Firn und nordseitiger Pulver

Mit nun schon etwas müden Füßen machten wir uns an den dritten Aufstieg. Wir wollten noch die Stempeljochspitze bei der Tour mitnehmen und so ließen wir das Stempeljoch rechter Hand liegen und marschierten wieder rauf. Leider war das letzte Stück zum Gipfel stark überwechtet, deshalb entschieden wir uns vorzeitig die vierte Abfahrt in Angriff zu nehmen.  Im fabelhaften Firn fuhren wir südseitig ab um anschließend auf der Nordseite des Stempeljochs wieder feinsten Pulver vorzufinden.

Bei so traumhaften Bedingungen bleibt einem nichts anderes übrig, als ein paar Luftsprünge zu wagen. Im traumhaften Firn geht es von der Stempeljochspitze wieder runter zum Stempeljoch.

Das Ende naht

Nun folgten wir dem Talverlauf weiter bis zum Issanger. Hier mussten wir nochmals die Schie auffellen um den letzten aber sehr kurzen Anstieg zum Issjöchl zu überwinden. Dort angekommen beginnt die lange Abfahrt ins Halltal. Vorbei an den imposanten Herrenhäusern geht es immer weiter der Fahrtstraße entlang. Mit ein paar Sprüngen und „Fahrten“ über kleine Grasflächen schafften wir es bis ans Ende, ohne die Schie ausziehen zu müssen. So wurde eine märchenhafte Schitour für mich zur Realität.

© Barbara Saxl (März 2021)

Thomas Reichart
Christian Bendler

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