11.10.2021
Nach unserer Hochzeit planten wir ein paar entspannte Tage in Südtirol. Da sich hier die Drei Zinnen ums Eck befinden, wurde die Idee der Besteigung der Großen Zinne gleich mitgeboren. Manch einer mag sich hier vielleicht denken, dass eine solche Bergtour wohl alles andere als entspannend ist, aber mit der richtigen Herangehensweise kann auch solch eine Tour ein purer Genuss werden.
Kletter-Revival
So beschlossen wir Hubi zu fragen, ob er uns wieder begleiten würde. Hubi war schon am Langkofel unser Bergführer und da die gemeinsame Kletterei dazumal schon eine Freude war, hofften wir darauf, dass er für uns wieder Zeit haben würde. Denn wie auch am Langkofel ist bei der Zinne die Orientierung das entscheidende Kriterium. Glücklicherweise fanden wir einen passenden Termin und so stand einer Traumtour nichts mehr im Wege.
Am Morgen der Besteigung holte uns Hubi direkt am Hotel ab und wir fuhren den Weg hoch zum Rifugio Auronzo. Die Temperaturen waren noch sehr niedrig, daher war ich gespannt, ob wir ohne Handschuhe klettern konnten. Bei der Hütte angekommen folgt man anschließend den Weg Richtung Rifugio Lavaredo und zweigt nach ca. einem halben Kilometer links auf Steigspuren ab. Der Einstieg ist in der Scharte zwischen der Großen und Kleinen Zinne zu finden.
Der Kamin
Mit großer Vorfreude erfolgte der Start der Kletterei ohne Handschuhe und dicker Kleidung. Die Herbstsonne hatte den Felsen schon erwärmt und so flogen wir gefühlt über die Wände hoch. Die Griffe und Tritte wurden leicht gefunden und ich fühlte mich genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Schon bald kamen wir zur Schlüsselstelle der Tour, ein glatter Kamin (UIAA 3+/4-) der vor allem technisches Klettern erfordert. Hier beobachtete ich, wie Hubi die Stelle überwand und versuchte es so gut wie möglich nachzumachen. Auch wenn ich die Technik beherrsche, habe ich nach wie vor kein großes Vertrauen im Halt mit der „Rein-Spreiz-Technik“, trotzdem funktionierte alles ganz gut.
Anschließend kamen wir an eine Stelle, die teilweise recht unangenehm mit Eis und Schnee überzogen war. Nach ein, zwei Mal probieren, fand ich aber einen geeigneten Tritt und so ging es wieder Stück für Stück weiter. Kurz vor dem Gipfel gibt es noch eine Passage die als „böser Block“ bezeichnet wird. Meiner Meinung nach hat diese Stelle den Namen wirklich verdient. Die möglichen Tritte und Griffe waren recht klein und auch teilweise mit Eis bedeckt. So scheiterte mein erste Bemühung gleich direkt, da meine Füße wegrutschten. Etwas verunsichert startete ich einen neuen Versuch, der mir glückte und so standen wir wenige Minuten später am Gipfel der Großen Zinne.
An diesem strahlend schönen Herbsttag sorgte die klare Luft für uneingeschränkte Weitsicht. Nordwestlich konnte man den Ortler gut erkennen und etwas nordöstlich zeigte sich der Großglockner in seiner Pracht. Nach einer kurzen Gipfelrast mit Jause starteten wir den Abstieg.
Ich und das Abseilen
Natürlich gehören hier wieder einige Abseilpisten dazu. Da Christian und ich heuer leider keine vergleichbaren Touren machen haben können, war mein letztes Abseilen schon wieder sehr lange her und die Nervosität dementsprechend. Dank Hubis besonnener Art konnte ich mich aber überwinden, mich ins Seil zu setzen und über die Kante zu lehnen. So ging es wieder Meter für Meter abwärts. Nach fast genau fünf Stunden reine Kletterzeit waren wir wieder zurück beim Rifugio Auronzo.
Was für ein Tag
Zusammengefasst war diese Tour für uns ein fünf Sterne deluxe Tag. Das Wetter war perfekt, es gab keinen Stress und keine Blockaden durch andere Bergsteiger. Sogar den Gipfel hatten wir für uns allein. Auch hier kann ich wieder einen großen Dank an Hubi aussprechen, der uns diesen perfekten Bergtag ermöglicht hat.
© Barbara Saxl (Oktober 2021)
Christian Bendler | |
Hubi Steier |
https://www.provertical.eu/de/bergfuehrer-suedtirol.html
Freut mich das ihr einige so schöne Erlebnis hattet. Ein toller Bericht.