Norwegen Teil 2 – Norwegens höchster Berg und seine Tiere

27.04.-29.04.2022

Eine wilde Schlittenfahrt

Der 27. April versprach mit einem schönen Erlebnis aufzuwarten. Um 08:15 Uhr starteten wir mit dem Auto von der Lodge los und fuhren die Straße hoch zum Steinplassen auf einem Plateau. Nun hieß es mit anpacken, stand uns doch eine Husky-Schlittenfahrt bevor. Jeder der schon einmal mit diesen Tieren zu tun hatte, weiß welch schier unbändige Energie diese Tiere haben. Wie ein Musher zogen Christian und ich den Tieren das Geschirr an und spannten sie vor den Schlitten. Das Wetter war leider stark bewölkt und eisiger Wind wehte um alle Nasen. Dies trübte aber die Vorfreude kaum und für die Hunde sind kühlere Temperaturen von Vorteil. Oyvind, der Besitzer der Huskylodge und Musher führte die Tour mit seinem Schlitten an, Christian und ich durften eigenständig fahren, Christian am Steuer und ich im Schlitten.

Sobald es aber los ging, merkten wir schnell, dass wir nur Beifahrer sind. Das Einzige was möglich und auch nötig war, war die Tiere etwas zu bremsen, damit sie sich nicht von Beginn an komplett verausgabten.

So fuhren wir ca. 1 Stunde Richtung Westen und fanden ein schönes Plätzchen, um etwas Kaffee und Kuchen zu genießen, auch ließ sich nun immer mehr die Sonne blicken. Bei der Rückfahrt durfte ich das Steuer übernehmen. Nun hieß es aber auch etwas mithelfen, denn der Schnee wurde weicher und die Huskys hatten mehr zu arbeiten. Als wir auf der Rückfahrt in eine Schneemobilspur kamen, drohten wir mit dem Schlitten umzukippen. Jedoch ist alles nochmals gut gegangen. Viel passiert wäre nicht, aber den Hunden wäre es egal gewesen etwas Gewicht zu verlieren.

Die Langlauf-Schi im Gepäck waren nicht umsonst

Als wir zurück am Ausgangpunkt ankamen, entschieden Christian und ich uns noch für eine Runde Skaten auf der Loipe, die sich nur auf der anderen Straßenseite befand. Die ersten 4 km liefen noch wunderbar, aber anschließend merkte ich, dass ich doch dringend etwas zu essen bräuchte. Daher war die restliche Strecke etwas ein Kampf, aber das dämpfte die Stimmung nicht. Die Landschaft rund um uns herum war atemberaubend schön.

Perfekte Verhältnisse mit einem wunderschönen Bergpanorama

Auf der Rückfahrt zur Unterkunft erspähte ich glücklicherweise ein einsames Rentier in einem Feld neben der Straße. Kurzerhand parkten wir das Auto am Straßenrand und ich machten mich mit meiner Kamera bewaffnet auf den Weg. Vorsichtig näherte ich mich dem Tier und durfte es anschließend in aller Ruhe ablichten. Ich fühlte mich so glücklich, war dies doch eines der Erlebnisse, die ich mir für Norwegen erhofft hatte.

Eine holprige Fahrt zum nächsten Ziel

Am darauffolgenden Morgen hieß es schon wieder packen, da wir aber noch ausreichend Zeit hatten entschieden wir uns noch etwas in der Gegend rumzuspazieren. Aber wie sollte es anders sein, wurde daraus doch wieder eine Wanderung. Am Gipfel fand sich eine schöne kleine Hütte, Rindhovda – Ornkampen. Hätten wir noch mehr Zeit, wäre eine Nacht dort oben sicher traumhaft gewesen.

Wieder zurück stiegen wir ins Auto und machten uns auf dem Weg zur Spiterstule. Diese Hütte bietet sich für den Winter/das Frühjahr als idealer Startpunkt zur Besteigung des Galdhoppingen an. Die Fahrt dort hoch gestaltete sich aber sehr mühsam. Die letzten 17 km der Straße waren in einem unglaublich schlechten Zustand. Durch die schnelle Schneeschmelze hat es den lehmhaltigen Boden stark ausgewaschen und es galt unzähligen Schlaglöchern auszuweichen.

Dort angekommen bezogen wir unser kleines, sehr einfaches Zimmer. Man merkte dass die Saison nahe dem Ende war, denn außer uns waren kaum Leute hier. Zum Abendessen bekamen wir ein leckeres 3-Gänge-Menü, also genug Energie für die morgige Schi Tour auf den höchsten Berg Norwegens.

Spiterstule von oben. Übernachtunsplätze gibt es genug.

Die Schitour auf den höchsten Berg Norwegens

Um kurz vor neun packten wir unsere Schi auf den Rücken, der unterste Teil der Tour war schon sehr ausgeapert und zum Aufstieg auf Schiern nicht geeignet. Als wir das erste durchgehende Schneefeld erreichten wechselten wir schließlich auf die Schi. Ich war sehr froh darüber Harscheisen zu besitzen. Der Schnee war noch sehr hart und so konnte ich mich einfach nur auf die Fortbewegung konzentrieren und brauchte mir keine Gedanken über ein mögliches Ausrutschen machen. Das Wetter spielte uns leider aber nicht ganz mit. Immer wieder zogen leichte Schneeschauer über unsere Köpfe hinweg. Trotz eingeschränkter Sicht war der Weg für uns gut ersichtlich. Aufgrund der schon sehr geschrumpften Schneedecke musste wir jedoch zwei weitere Male die Schi auf den Rucksack montieren und durch Geröll aufsteigen.

Eines der beiden Geröllfelder, bei denen wir nochmals die Schier auf den Rucksack montieren mussten.

Als wir nach rund 1400hm Aufstieg endlich den Gipfel erreicht hatten war die Freude groß, aber die Aussicht nicht vorhanden, denn es schneite nun durchgehend. An der Spitze des höchsten Bergens befindet sich sogar eine Hütte mit WLAN-Zugang, diese hat aber um die Jahreszeit noch geschlossen. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto und ein paar Schlückchen heißen Tee starteten wir sogleich die Abfahrt. Der Schnee war zum Befahren nicht gerade fabelhaft, aber noch in Ordnung. Zwischendurch gab es sogar wenige Meter Pulver für uns. Dafür konnten wir auf den letzten 400hm eine Firnabfahrt genießen. Auf eine der letzten durchgehenden Schneezungen manövrierten wir uns bis ganz nach unten und brauchten so nur noch den Schi bis zum Auto hinüber tragen.

Endlich geschafft, wie man sieht, sieht man nichts.

Wer Rastet der Rostet

Nach einer kleinen Stärkung bei der Hütte brachen wir schon wieder zu unserem nächsten Ziel auf. Jetzt hieß es wieder über die von Schlaglöchern übersehte Straße runterzufahren. Anschließend fuhren wir westwärts nach Stryn. Kurz vorher geht es noch mal auf ca. 800m rauf und dort begrüßte uns noch der tiefste Winter mit Schneewänden von etwa 2m. Im Westen von Norwegen war der Schneefall im Winter wesentlich ergiebiger als im Osten.

Auf der Fahrt nach Stryn eine der unzähligen schönen Wasserfälle in Norwegen.

Am Abend wollten wir es uns zur Feier des Gipfelerfolges richtig gut gehen lassen und schick Essen gehen. Leider fand sich an diesem Tag kein offenes Restaurant und so saßen wir in einer Imbissbude bei Burger und Pizza. Generell ist es in Norwegen außerhalb der Ballungszentren nicht immer einfach richtige Restaurants zu finden die geöffnet habe. Teilweise sind die Öffnungszeiten erst abends, oder nur an wenigen Tagen in der Woche. Imbissbuden die meist Pizza, Burger und Kebab führen findet man aber immer.

Ersten Teil verpasst? Den findest du hier: Teil 1 – Ankommen und Genießen

Im Teil 3 geht es dann weiter zur Insel Runde.

© Barbara Saxl (September 2022)

Christian Saxl
Jotunheimen Husky Lodge
Spiterstul

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