Acht Wochen Pause, acht Wochen Verzicht auf die Berge, aber acht Wochen sind auf ein gesamtes Leben gesehen wie ein Augenzwinkern. Aber zurück zum Anfang.
Schon seit Mitte Februar zog ich Knieschmerzen mit mir mit. Jedoch erst als keine Bewegung ohne Schmerz mehr möglich war, schenkte ich dieser wirklich Aufmerksamkeit. Ein schiefes Becken und die daraus resultierende Fehlbelastung zeigte sich als Ursache meiner Beschwerden. Kein Drama, den Stand des Beckens korrigieren und fleißig Dehnen, damit schien wieder alles in Ordnung zu kommen.
Das Universum weiß es besser?
Nur kurze Zeit später, zwickte es am selben Knie an einer anderen Stelle. Da dies sich aber nur bei speziellen Bewegungen (z.B. Schneidersitz) bemerkbar machte, akzeptierte ich es und machte trotzdem weiter. Ich wollte doch heuer „Long Distanz“- Wanderungen machen, wieder einmal einen 4000er erklimmen und eine weitere Pause nicht hinnehmen.
Anfang Juni wurde mir die Entscheidung jedoch abgenommen. Bei einer Wanderung knickte ich mit dem rechten Fuß um und eines der Bänder war gerissen. Der Frust war groß, auch wenn die Verletzung mich langfristig nicht allzu sehr beinträchtigen würde. In Zuge dieses Unfalls, ließ ich mir dann mein Knie nochmals genauer anschauen, stand inzwischen ein Meniskusschaden im Raum.
Ein MRT später stellte sich heraus, dass mit meinem Meniskus zwar alles in Ordnung ist, aber ich ein kleines Knochenmarksödem am Oberschenkelknochen und einen Bluterguss im Gelenk habe und unbedingt Ruhe geben sollte. So gesehen zwang mich meine Bänderverletzung dazu, die Ruhe einzuhalten, damit mein Knie auch endlich ausheilen kann. Mit etwas Sarkasmus könnte man dies als „glückliche“ Fügung sehen oder behaupten, dass das Universum mich dazu zwang, meinen Körper mehr zu respektieren.
Eine alternative Stressbewältigung muss gefunden werden
Da das Berggehen mein Anti-Stress-Mittel Nummer 1 ist, drängte sich die Frage auf, wie ich dies am besten ausgleiche und etwas finde, dass meine Beschwerden nicht verschlechtert. Meine Wahl fiel hier auf Radfahren, Yoga und Schwimmen. Dank meiner sofort gestarteten Physiotherapie konnte ich auch schon acht Tage nach dem Bänderriss am Rad sitzen. Vollgas war zwar nicht die Devise, sondern erst einmal gemütliche 5-10 Kilometer.
Trotz meines Alternativ-Programms merkte ich aber, dass diese Dinge meine Liebe zum Wandern und Bergsteigen nicht vollends ersetzen können. In solchen Momenten steigert sich der Frust auch immer mehr, denn ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wann ich wieder starten kann. Außerdem sah ich meine ganzen Ziele für den Sommer am Horizont verschwinden.
Kann ich mich wieder trauen?
Jedoch acht Wochen nach meinem kleinen Unfall spürte ich, dass der Zeitpunkt gekommen war es wieder zu versuchen. Nur eine kleine gemütliche Wanderung auf einer Forststraße war es, aber meine Beine fühlten sich anschließend gut an. Die große Herausforderung ist jetzt aber mit dem richtigen Tempo weiterzumachen. Wir werden sehen, wie gut mir das gelingt.
Die Moral von der Geschichte ist auf jeden Fall: Wer früher auf seinen Körper hört, verbringt mehr Zeit mit seinem Hobby.
© Barbara Saxl (Juli 2021)