Triglav – der Letzte in der Sammlung

08.06.2019-10.06.2019

Nun war es soweit, eines meiner größten Ziele sollte ich an diesem Wochenende erreichen. Ich hatte mir nämlich vorgenommen, alle „Seven Summits der Alpen“ in einem Jahr zu besteigen. Nur noch der Triglav fehlte mir und so ging die Reise am Pfingstwochenende nach Slowenien.

Wir starteten um fünf Uhr früh los und fuhren über Osttirol nach Kärnten. Nach einer kurzen Abkühlung am Pressegger-See gings über den Wurzenpass weiter über die Grenze.

Don’t do it

Als Ausgangspunkt der Besteigung sollte uns der Aljazev Dom dienen und so fuhren wir über eine 10km lange Offroadstraße ins Vrata Tal hinein. Dort angekommen genossen wir zuerst noch einen gekühlten Radler und bewunderten die Schönheit der Triglav Nordwand. Kurz darauf kam die Wirtin auf uns zu und erkundigte sich über unsere Pläne. „Don’t do it, it’s to dangerous“ war ihre Antwort. Etwas schockiert blickte ich sie an und wollte wissen warum. Die ernüchternde Begründung kam sogleich. Es sei ein Lawinenunglück am Prager-Weg im oberen Teil passiert und es liege einfach noch zu viel Schnee dort.

Aljazev Dom: Da waren wir noch guter Dinge. Hinter uns kann man die Nordwand vom Triglav sehen.

Als ich uns im Geiste schon heimfahren sah, schlug sie uns überraschend noch eine alternative Route vor. Wir sollen ins Krma-Tal fahren und über die Südseite hochgehen. Da weder Christian noch ich die Route kannten, kauften wir uns noch eine Karte und gingen zurück zum Auto. Mit der Hoffnung in der dortigen Hütte einen Übernachtungsplatz zu bekommen fuhren wir wieder los. Mehrere Offroad-Kilometer später erreichten wir die Kovinarska koca. Aber auch hier lies die Ernüchterung nicht lange auf sich warten, denn die Hütte war voll. Das Wirtspaar versuchte uns zu helfen und übers Telefon einen anderen Schlafplatz zu organisieren jedoch war auch dies nicht von Erfolg gekrönt. Uns blieb also nichts anderes übrig als in die Ortschaft Mojstrana zurück zu fahren, im dortigen Hostel zu nächtigen und früh morgens wieder ins Tal zu fahren.

Hoffnung auf eine Genusstour

Mit Eispickel und Steigeisen im Rucksack starteten wir um fünf Uhr morgens vom letzten Parkplatz, auf ca. 960m los. Außer uns war keine Menschenseele unterwegs und so konnten wir dem Erwachen des Waldes in Ruhe lauschen. Je höher wir kamen und der Überblick über das Tal besser wurde, desto mehr erinnerte mich die Umgebung an die Täler im Karwendel. Bei ca. 1725 Meter trafen wir auf eine kleine, geschlossene Hütte, deren Terrasse aber zum kurzen Verweilen einlud. Es war einfach herrlich, wieder eine Pause so richtig genießen zu können, denn auf meinen letzten großen Bergtouren war dies aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht möglich (siehe Elbrus und Dufourspitze). Etwas oberhalb der Hütte fanden wir dann noch eine Quelle und konnten unsere Trinkvorräte wieder auffüllen.

Ein Platz der zum Verweilen einlädt.

Juni-Schnee

Bei ca. 2100m gings dann fast nur mehr über Schnee weiter. Die Oberfläche war am Morgen noch hart genug aber doch auch etwas weich um die Tritte sicher zu platzieren, so kamen wir mit den Bergschuhen noch problemlos voran. Als wir dann am Triglav-Haus angekommen sind mussten wir die Steigeisen nun doch anlegen. Der Einstieg zum Klettersteig am Gipfel war noch schneebedeckt aber gut passierbar, auch waren die Absicherung zu Beginn noch frei vom Schnee und man kam gut voran. Ein paar Höhenmeter später standen wir aber vor einem sehr steilen, 10-15m langem Schneefeld, welches die Absicherung komplett bedeckte. Mit leicht mulmigem Gefühl stieg ich in den 50-55° steilen Hang ein, prüfte jeden Tritt mehrmals und rammte den Pickel so gut es ging in den Schnee hinein. „Na das wird im Abstieg spannend“ ging es mir durch den Kopf. Weniger Meter weiter, dasselbe Bild. Diesmal war das Schneefeld zwar nicht ganz so steil, dafür wesentlich länger. Hier mussten wir kurze Zeit warten, um zwei Bergsteiger im Abstieg vorbei kommen zu lassen.

Der „Bianco-Grat“ am kleinen Triglav.

Nun hieß es wieder jeden einzelnen Tritt gut zu prüfen und den Pickel als weiteren Absicherungspunkt zu verwenden. Als wir auch diese Stelle gut gemeistert hatten standen wir kurze Zeit später am kleinen Triglav. Ein unglaublich schöner Schneegrat zog sich vor uns hin. „Fast wie am Bianco-Grat“ meinte Christian dazu. Nach einem kurzen Genussmoment ging es Schritt für Schritt weiter, der Hauptgipfel des Triglav lag schon in greifbarer Nähe.

Ein Traum wird wahr

Mit einem fetten Grinsen setzte ich nach fast 2000hm den letzten Tritt auf den Gipfel, der Aljazev Stolp selbst lugte nur mit dem Dach aus dem Schnee. 351 Tage nach dem Start am Großglockner konnte ich mir meinen Traum erfüllen, auch für Christian war der Triglav der Letzte in der Sammlung. Mit stolz geschwellter Brust und erhobenen Händen wurde das Gipfelfoto geschossen.

Christian und ich gemeinsam auf unserem letzten „Seven Summits of the Alps“

Im Abstieg vom Gipfel hieß es aber nochmals volle Konzentration, waren doch die beiden Schneefelder wieder zu queren. Zurück am Triglav-Haus fiel dann jede Anspannung von mir ab, denn der schwierigste Teil war geschafft. Die nächsten 500 Höhenmeter konnten wir auch schnell über den nun stark aufgeweichten Schnee bewältigen. Der Nachteil von solchen Rutschpartien sind jedoch komplett nasse Füße. Bei der Hütte mit der Terrasse angekommen, wringten wir unsere Socken aus und genossen noch ein bisschen das schöne Wetter und die Bergkulisse. Mit inzwischen doch sehr müden Beinen zog sich der weitere Abstieg noch in die Länge.

Zurück am Auto führte uns der weitere Weg in die Ortschaft Bled wo wir mit gutem Essen, einer Flasche Wein und dem ein oder anderen Cocktail unseren Erfolg feierten.

INFO: Unter dieser E-mail Adresse pd.dovje-mojstrana@siol.net kann man im Aljazev Dom eine Schlafplatzreservierung machen. Der Aljazev Dom ist der Ausgangspunkt für eine Besteigung des Triglav von der Nordseite (Prager Weg und Bamberger Weg) Bis auf 200m kann man mit dem Auto auf einer Schotterstraße zur Hütte im Vrata-Tal hin fahren.

© Barbara Saxl (Juni 2019)

Christian Bendler

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